Dichtsysteme – Silikon, Hybrid, PMMA & mehr im Vergleich

Das richtige System für jeden Anschluss

15 November 2025    78 Material Vergleich Technik

Jedes Bauteil verlangt sein eigenes Dichtsystem. Silikon glänzt durch Elastizität, versagt aber bei Chemie­angriff. PU haftet nahezu überall, ist jedoch nicht überstreichbar. PMMA bildet fugenlose Flächen, erfordert aber exakte Misch­verhältnisse. Dieser Leitfaden erklärt die Stärken und Grenzen der fünf wichtigsten Dichtsysteme – Silikon, Hybrid, PU, Polysulfid und PMMA.

Silikon – der Klassiker. Bewegungs­aufnahme bis 25 %, temperaturecht von ‑40 °C bis +150 °C und in 30 Farbtönen erhältlich. Schwächen: geringe Chemie­beständigkeit gegen Chlor und Essigsäure. Ideal für Bad, Küche und Fenster.

Hybrid‑Polymere. Kombinieren Silikon‑Flexibilität mit PU‑Haftung, sind VOC‑arm und überstreichbar nach 30 min. Bewegungs­aufnahme 20 %, vertragen leichte Feuchte bei Verarbeitung – top für Fassaden und Metall­bau.

Polyurethan (PU). Haftet auf Beton, Stahl und Holz ohne Primer, chemikalien­resistent bis pH 13. Nicht UV‑stabil, daher im Innen­bereich oder überdeckt einsetzen. Bewegungs­aufnahme 25 %.

Polysulfid. Zwei‑Komponenten‑System, hervorragende Chemie‑ und Kraftstoff­beständigkeit, Lebensdauer > 20 Jahre. Einsatz in Flug­hafen, Tankstelle, Chemie­park.

PMMA‑Flüssigkunststoff. Fugenlos, schnelle Aushärtung (45 min), dynamische Rissüber­brückung > 1 mm, begehbar nach 1 h. Perfekt für Parkdeck, Balkon, Brücke. Erfordert exakte Härter­dosierung und geschultes Personal.

« Richtig wählen, besser bauen

«Materialwahl entscheidet über Lebensdauer und Budget. Ein Architekt in Zürich plante Silikon für eine Glas‑Aluminium‑Fassade. Nach unserem Kosten‑Nutzen‑Workshop wechselte er auf Hybrid‑Polymer. Das Material kostete 1 CHF mehr pro Laufmeter, doch die Überstreich­barkeit ermöglichte eine farbangepasste Schluss­beschichtung, was 12 Stunden Abdeckarbeit sparte. In einem Parkdeck empfahlen wir PMMA statt Bitumen: höhere Investition von 28 CHF/m², aber 15 Jahre Wartungs­freiheit und 2,4 t CO₂ Einsparung pro Jahr. Bei einer Chemie­anlage in Basel ersetzte Polysulfid klassisches PU, wodurch die Instandhaltungs­intervalle von fünf auf zwölf Jahre verlängert wurden. Fazit: Wer die System­matrix beherrscht, optimiert nicht nur die Baukosten, sondern auch Betrieb und Ökobilanz.»

Material‑Insight Dr. Anja Keller, Material­expertin

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